S-Bahn Berlin Geschichte die Kriesenjahre ab 2009

S-Bahn Berlin Geschichte die Kriesenjahre ab 2009

14. die Kriesenjahre ab 2009

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Berliner_S-Bahn#Ausf.C3.A4lle_seit_2009

Im Winter 2008/2009 kam es unter anderem auf Grund eingefrorener Fahrsperren und defekter Türen zu teilweise starken Einschränkungen im S-Bahn-Verkehr. Teilweise sollen diese laut Arbeitnehmervertretern die Folge von Einsparungen bei der Wartung und bei der Vorbereitung der Züge auf Tiefsttemperaturen gewesen sein.[9][10]

Am 1. Mai 2009 brach beim Bahnhof Berlin-Kaulsdorf das Rad eines Wagens der Baureihe 481. Das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) forderte daraufhin zusätzliche Sicherheitsprüfungen, die Räder sollten nunmehr alle sieben Tage überprüft werden. Obwohl der Betreiber dies zugesagt hatte, stellte das EBA am 29. Juni 2009 bei Kontrollen fest, dass die Prüfungen nicht im geforderten Umfang erfolgt waren. Es ordnete deshalb an, ab dem Folgetag alle nicht fristgerecht geprüften Züge vorübergehend außer Betrieb zu nehmen.[11] In der Folge waren teilweise nur noch 165 der 632 Viertelzüge einsatzbereit.[12] Dies führte am 20. Juli 2009 zu einem Notfahrplan mit massiven Einschränkungen im S-Bahn-Verkehr; einige Linien wurden vorübergehend komplett eingestellt, und auch der S-Bahn-Verkehr auf der Stadtbahn zwischen Bahnhof Zoo und Ostbahnhof wurde für zweieinhalb Wochen ausgesetzt. Insbesondere in den Jahren zuvor unter der Regie der Deutschen Bahn abgebaute Reparaturkapazitäten (stillgelegte Werkstätten, entlassene Mitarbeiter) behinderten eine schnelle Behebung der technischen Probleme.[13]

Am 7. September 2009 wurden Schäden an den Bremszylindern der Züge festgestellt, was erneut zu einem Notfahrplan ab dem folgenden Tag führte, da nur noch 163 von 634 Viertelzügen einsetzbar waren. Offenbar waren auf Grund von Rationalisierungsmaßnahmen seit 2004 Wartungsarbeiten an den Bauteilen nicht mehr im notwendigen Umfang durchgeführt und Wartungsprotokolle gefälscht worden.[14] Der Fahrzeugmangel führte dazu, dass erneut der Verkehr auf der Stadtbahn sowie auf einigen Außenästen eingestellt werden musste.[15][16][17]

Erst ab Mitte Oktober 2009 konnte das gesamte Netz wieder befahren werden, jedoch auf vielen Strecken mit ausgedünnten Fahrplänen und meist mit verkürzten Zügen.[18] Die Rückkehr zum Normalfahrplan war von der S-Bahn GmbH im Oktober für Mitte Dezember angekündigt worden,[19] dies konnte jedoch nicht eingehalten werden. Ende Dezember 2009 mussten zudem weitere 70 Viertelzüge wegen Störungen an den Türen und den Antrieben aus dem Verkehr genommen werden.[20]

Ende Dezember 2009 rechnete der Berliner Senat damit, dass die S-Bahn erst 2013 wieder zum Normalbetrieb zurückkehren werde.[21] Am 4. Januar 2010 standen nur noch 287 Viertelzüge zur Verfügung, sodass selbst der Notfallfahrplan nicht aufrechterhalten werden konnte.[22] Wegen unterlassener Wartung und unzureichender Vorbereitung auf den Winter fielen im Januar 2010 über 100 Viertelzüge aus.[23]

Die Bahn hoffte zunächst, bis Mitte 2010, spätestens jedoch bis Ende 2010 wieder den normalen Fahrplan anbieten zu können, eventuell mit verkürzten Zügen.[24] Hierzu sollte der Bestand an einsatzfähigen Fahrzeugen von gegenwärtig 317 auf 500 Viertelzüge gesteigert werden. Dazu kam es jedoch nicht. Im Gegenteil musste das Angebot im Dezember 2010 nach einem Wintereinbruch weiter reduziert werden.

Am 2. Juli 2009 entschloss sich der Aufsichtsrat der S-Bahn, die vierköpfige Geschäftsführung von ihren Pflichten zu entbinden. Als neuen Sprecher der Geschäftsführung berief er Peter Buchner, der bisher Regionalbereichsleiter der DB Regio AG war.[25] Wegen des Verdachts gefälschter Wartungsprotokolle beauftragte die Deutsche Bahn Wirtschaftsprüfer und eine Rechtsanwaltskanzlei mit Ermittlungen.[14] Der Abschlussbericht der Ermittlungen bei der S-Bahn Berlin wurde am 23. Februar 2010 veröffentlicht.[26]

Das Eisenbahn-Bundesamt hatte die Ende 2009 turnusmäßig auslaufende Betriebsgenehmigung für die S-Bahn aufgrund der Wartungsmängel zunächst nur um ein Jahr verlängert, entgegen der üblichen 15 Jahre.[27] Ende 2010 erfolgte eine weitere Verlängerung um drei Jahre. Ende 2012 erhielt die S-Bahn wieder eine Verlängerung der Betriebsgenehmigung um 15 Jahre.[28]

Der wirtschaftliche Schaden für das Unternehmen ist erheblich. So sah sich die Geschäftsführung aufgrund des Image-Schadens gezwungen, mehrere „Entschädigungspakete“ für die Fahrgäste aufzulegen. Für die Leistungseinschränkungen im Jahr 2009 umfassten die Entschädigungsleistungen ein Volumen von 35 Millionen Euro, im Jahr 2010 waren es 70 Millionen Euro und im Jahr 2011 weitere 38,5 Millionen Euro. Insbesondere der geringe Umfang des dritten Pakets stieß hierbei auf erhebliche Kritik.[29] Darüber hinaus wurden 2009 an vier Wohltätigkeitsorganisationen insgesamt 400.000 Euro gespendet.[30] Anfang 2010 erhöhte die S-Bahn die Ressourcen zur Instandhaltung. Hierzu wurden zusätzliche Mitarbeiter hinzugezogen und bereits geschlossene Werkstätten reaktiviert.[31] Aufgrund der anhaltenden Leistungseinschränkungen und Qualitätsmängel behielt der Berliner Senat Zuzahlungen für das Jahr 2010 in Höhe von 52,4 Millionen Euro ein, für 2011 dann 33,3 Millionen Euro und für 2012 – vorbehaltlich der Endabrechnungen – weitere 11,85 Millionen Euro. Diese Mittel wurden und werden für Verbesserungen im ÖPNV eingesetzt.[32]

Die neue Geschäftsführung unter Peter Buchner kündigte (zusammen mit dem DB-Konzernchef Dr. Rüdiger Grube) Mitte 2012 an, bis zum Ende des gleichen Jahres zum vollen Angebot zurückkehren zu wollen.[33] Hierzu kam es jedoch nicht. So fuhren die Verstärkerzüge auf der Linie S1 zwischen Zehlendorf und Potsdamer Platz erst im September 2016 wieder wie bestellt.[34]

Im zweiten Halbjahr 2017 kam es erneut zu größeren Angebotseinschränkungen. Ursächlich waren fehlende Ersatzteile für den planmäßig anstehenden Radsatztausch an einer größeren Anzahl von Zügen der Baureihe 481. Hierdurch waren bis zu 25 Viertelzüge nicht einsatzfähig.[35]

Weiterhin sind regelmäßige Ausfälle von Umläufen mangels Fahrzeugreserven sowie wegen technischer Probleme an Netz und Fahrzeugen zu beklagen.

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